Adventure Warsaw – Adventure PRL!

Ethnografische Bausteine zur Kommodifizierung des kommunistischen Erbes als touristische Destination und kulturelle Ressource

Autor/innen

  • Agnieszka Balcerzak LMU München

DOI:

https://doi.org/10.18452/24002

Schlagworte:

Heritage Studies, Polen, Postkommunismus, Geschichtstourismus, Nostalgie

Abstract

Der Artikel beschäftigt sich mit der Praxis der Kommodifizierung des kommunistischen Erbes der Volkrepublik Polen (1945-1989) als touristische Destination und kulturelle Ressource im heutigen Warschau. Die ethnografische Analyse an der Schnittstelle von Geschichtstourismus, Museumswesen, Sachkulturforschung und Heritage Studies fokussiert sich auf zwei empirische Fallstudien als Beispiele für die kommerziell-vergnügliche Popularisierung der PRL-Geschichte. Das sind die Communist-Heritage-Tours des Tourismusunternehmens WPT 1313 und die Dokumentation des kommunistischen Erbes im Museum des Lebens in der PRL, die einheimische wie ausländische Tourist*innen mit der absurd-schauerlichen Realität des Alltagslebens im Kommunismus bekanntmachen oder diese ins Gedächtnis rufen. Der Artikel argumentiert, dass die Darstellung der 1989 untergegangenen PRL-Epoche als Destination, Ressource und Praxis auf prototypischer, nostalgischer Sehnsucht der Tourist*innen nach dem sinnlich-emotionalen Erfahren des Authentischen basiert. Beide kommerzialisierten Produkte der Warschauer Tourismus- und Unterhaltungskultur, die auf der Verquickung von Tourismus und Vergangenheit basieren, füllen eine touristische Marktlücke. Ein ethnografischer Blick auf die diese Nische ausfüllenden Praktiken, Räume und Agent*innen, veranschaulicht wie sie auf Vergnügung abzielende sinnlich-emotive und ästhetisch-performative Entdeckungs- und Erlebnisfelder der Vergegenwärtigung des kommunistischen Erbens schaffen und dabei zwischen kritischer Distanzierung und spielerischer Aneignung oszillierend, die touristische Infrastruktur in dem urbanen Raum Warschaus prägen.

Autor/innen-Biografie

Agnieszka Balcerzak, LMU München

Agnieszka Balcerzak, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München. Nach ihrem Magisterabschluss in Germanistik an der UAM Poznań studierte sie Europäische Ethnologie, Interkulturelle Kommunikation und Politikwissenschaft im Rahmen des Elitestudiengangs Osteuropastudien in München. 2018 folgte die Promotion am Institut für Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der LMU München über die Protestkultur in Polen nach 1989. Seitdem absolvierte sie mehrere Forschungsaufenthalte u.a. in Deutschland, Kroatien, Polen und den USA. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassten dabei Themenbereiche wie Transformationsprozesse im östlichen Europa, Soziale Bewegungen und Protest, Frauen- und Genderforschung, Emotionen und Ästhetik sowie Erinnerungskultur. Sie ist Mitglied in mehreren Fachorganisationen, u.a. in der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft (DGEKW), der Europäischen Gesellschaft für Sozialanthropologie (EASA) sowie der Internationalen Gesellschaft für Ethnologie und Folklore (SIEF).

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Veröffentlicht

21. Februar 2022

Zitationsvorschlag

Balcerzak, A. (2022). Adventure Warsaw – Adventure PRL! : Ethnografische Bausteine zur Kommodifizierung des kommunistischen Erbes als touristische Destination und kulturelle Ressource. Berliner Blätter, 85, 99–111. https://doi.org/10.18452/24002