Feminist and Gender Studies Scholars in Exile

A Critical Reflection on Neoliberal and Eurocentric Academia in Germany

Autor/innen

DOI:

https://doi.org/10.18452/27996

Schlagworte:

Autoritarismus, Neoliberalismus, Höhere Bildung, Deutschland, Exil, Türkei, Geschlechterstudien

Abstract

Das Jahr 2015 markierte eine Zäsur in der Geschichte der Migration nach Europa aufgrund der sogenannten ‚Krise der Migration‘, welche sich, unter dem Einfluss von Kriegen, und kriegsähnlichen Konflikten antidemokratischer, autoritärer Regime in Ländern des mittleren Ostens sowie afrikanischen, lateinamerikanischen und osteuropäischen Ländern, entwickelte. Vor dem Hintergrund der damit verbundenen, beispiellosen Gefährdung der Menschenrechte, sind auch akademische Freiheiten sowie die Meinungsfreiheit bedroht. Wissenschaftler*innen, die in ihren Heimatländern von Verfolgung, Verhaftung oder zivilem Tod bedroht sind, sind in diesem Kontext gezwungen, in Länder des Globalen Nordens und Westens, in denen aktuell liberale und demokratische Regime dominieren, zu migrieren. Dieser Prozess intellektueller Zwangsmigration umfasst nicht zuletzt die Flucht wissenschaftlicher Vertreter*innen der feministischen Theorie und der Gender Studies. Aufgrund der für rechtsnationalistische, autoritäre Regime symptomatischen geschlechterfeindlichen Politiken und Diskurse zeigt sich, dass diese Akademiker*innen besonders ins Visier dieser Regime geraten. Im allgemeinen Kontext intellektueller Zwangsmigration aus dem Globalen Süden und Osten in den Globalen Norden und Westen, konzentriert sich dieser Beitrag daher auf die Flucht von Wissenschaftler*innen im Feld feministischer und queerer Theorie. Dabei werden insbesondere Migrationsprozesse aus der Türkei nach Deutschland nach 2015 in den Blick genommen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf ihren Erfahrungen mit Inklusion und dem Risiko der Exklusion an deutschen Universitäten im Zuge der Inanspruchnahme von Stipendien, die durch Akteur*innen des akademischen Humanitarismus zielgruppenspezifisch eingerichtet wurden. Ziel des Beitrags ist es, die geschlechtsspezifischen und epistemischen Ungleichheiten zu beleuchten, die Wissenschaftler*innen unter Bedingungen des neoliberalen Hochschulsystems erfahren.

Autor/innen-Biografien

Betül Yarar, Helmut Schmidt Universität Hamburg

Betül Yarar ist Professorin für Soziologie und Kulturwissenschaften. Derzeit arbeitet sie als Senior Researcher und als Principal Investigator eines Forschungsprojekts mit dem Titel "The inclusion of refugee-exile scientists/scholars into academic labor markets - support networks and biographical experiences in a three-country comparison" (2021-2022) an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Zuvor war sie an der Universität Bremen als wissenschaftliche Mitarbeiterin zusammen mit Prof. Dr. Yasemin Karakarşoğlu im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Projekts "In-formale Chancen und Restriktionen an deutschen Hochschulen im Spiegel der Erfahrungen exilierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" tätig. Im Rahmen dieser Arbeiten hat sie verschiedene akademische Veranstaltungen organisiert, Vorträge auf internationalen akademischen Konferenzen gehalten und Artikel über die erzwungene Migration von Exilwissenschaftler*innen und deren Eingliederung in die Hochschule verfasst. Sie hat sich auch intensiv mit Geschlechterfragen und Körperpolitik beschäftigt, insbesondere im Zusammenhang mit der Türkei. Eine ihrer jüngsten Veröffentlichungen zu diesem Thema ist "Neoliberal-neokonservativer Feminismus in der Türkei: Politics of female bodies/subjectivities and the Justice and Development Party's turn to authoritarianism", veröffentlicht in New Perspectives on Turkey, (63, 113-137, 2020). 

Yasemin Karakaşoğlu, Universität Bremen

Yasemin Karakaşoğlu ist Professorin für Interkulturelle Bildung und Leiterin des gleichnamigen Arbeitsbereiches am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Bremen (Deutschland). Sie hat in Hamburg und Ankara studiert und verfügt über einen Masterabschluss in Turkologie, Germanistik und Politikwissenschaft der Universität Hamburg sowie einen Doktortitel in Erziehungswissenschaften der Universität Duisburg/Essen. Von 2011 bis 2017 war sie Vizepräsidentin für Internationales und Diversität an der Universität Bremen. Unter anderem hat sie gemeinsam mit Prof. Dr. Betül Yarar das von der Volkswagen-Stiftung geförderte Forschungsprojekt "In-formale Chancen und Restriktionen an deutschen Hochschulen im Spiegel der Erfahrungen von Exilwissenschaftlern" (2019-2021) geleitet. Sie ist Mitglied des Kuratoriums des DAAD und war von 2018-2021 Vorsitzende des "Rates für Migration", einer NGO von kritischen Migrationsforschern und Akademikern aus verschiedenen Disziplinen. Sie war maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung des interkulturellen, inklusiven und sprachsensiblen Lehramtsstudiengangs an der Universität Bremen beteiligt, aktuelle Forschungsschwerpunkte sind: Transnationalismus und Lehrerprofessionalisierung, Interkulturelle Bildung und Diversity Management in Schule und Hochschule, Islam als Faktor von Multikulturalität in deutschen Schulen.

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Veröffentlicht

10. Januar 2024

Zitationsvorschlag

Yarar, B., & Karakaşoğlu, Y. (2024). Feminist and Gender Studies Scholars in Exile: A Critical Reflection on Neoliberal and Eurocentric Academia in Germany. Berliner Blätter, 88, 95–109. https://doi.org/10.18452/27996